Sex im Alter
Warum Erotik keine Frage des Alters ist
Wie ist der Sex im Alter bei Männern & Frauen? Welche Hilfsmittel sind beliebt? Basenio.de hat mit einer Sexualtherapeutin und mit dem Betreiber eines Online-Erotikshops über die körperliche Liebe bei älteren Menschen gesprochen.
Sie denken, ein erfülltes Sexleben sei nur etwas für junge Frauen und Männer? Da könnten Sie falsch liegen. Viele ältere Menschen jenseits der 60 bekennen, dass sie erst im hohen Alter in den Genuss eines wirklich erfüllenden Sexlebens gekommen sind.
Denn fällt der jugendliche Leistungsdruck erst einmal weg, wird sich bewusst auf das fokussiert, was dem Partner und sich selbst im Bett wirklich gefällt. Sex ist also keineswegs eine Frage des Alters, sondern spielt auch mit 50, 60 oder 70 Jahren noch eine große Rolle in unserem Leben.
Laut einer Studie, die 2010 im British Medical Journal veröffentlicht wurde, sind noch ganze 39 % aller Männer im Alter von 75 bis 85 Jahren sexuell aktiv. Bei Frauen ist der Anteil in dieser Altersklasse mit knapp 17 % jedoch schon deutlich geringer. Gerade Menschen, die sich im Alter noch einmal ganz neu verlieben, verbringen dann intime Stunden zu zweit. Aber auch ein eingeschlafenes Liebesleben mit dem langjährigen Partner lässt sich durch einige Ratschläge und Tipps wieder neu beflügeln.
Sexualtherapeutin gibt Tipps für ältere Liebespaare
Basenio.de sprach mit Christina Graefe, einer systemischen Sexualtherapeutin, Paarberaterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie, über die Sexualität im Alter. In ihrer eigenen Praxis in Wiesbaden berät sie Paare und Alleinstehende, schreibt einen Blog und hält Vorträge und Gruppenseminare zur Persönlichkeitsenwicklung. Viele Hemmnisse und Probleme entstehen bei den Menschen durch die alterstypischen Veränderungen des Körpers.
Christina Graefe bestätigt: „Am häufigsten treten in dieser Altersgruppe Erektionsstörungen beim Mann und fehlende Lubrikation, also Befeuchtung der Scheide, bei der Frau auf, was gerade die spontane Sexualität erschwert. Natürlich haben auch jüngere Menschen gelegentlich mit diesen Problemen zu kämpfen. In der Lebensmitte steigt die Zahl der Betroffenen aber sprunghaft an, was vor allem hormonelle Ursachen hat.“
Die wahre Entdeckungsreise besteht nicht darin, neue Landschaften zu erforschen,
sondern darin, altes mit neuen Augen zu sehen.
Marcel Proust
Die Therapeutin weiß, dass diese Veränderungen zu Fehleinschätzungen im Sexualverhalten führen können. „Viele Menschen deuten die Symptome allerdings so, dass sie einfach keine Lust auf den Partner oder die Partnerin mehr haben und vernachlässigen in der Folge das gemeinsame Sexualleben, greifen zu Potenzmitteln oder suchen sich anderweitig Stimulanz.
Das tut der Paarbeziehung in der Regel natürlich nicht so gut. Wenn diese Menschen dann zu mir kommen, versuche ich, sie zunächst darauf einzustimmen, dass mit ihnen beiden alles in Ordnung ist, sie aber anerkennen sollten, dass sich ihre Körper und damit ihre Sexualität im Laufe der Zeit verändert haben. Es geht jetzt also darum, eine neue, altersgerechtere Sexualität zu entdecken.“
So verändert sich der Körper des Mannes
Altersbedingte Veränderungen treten bei Männern etwa ab dem 40. Lebensjahr auf. Der Anteil des männlichen Sexualhormons, das Testosteron, sinkt im Blutspiegel ab, wodurch sich eine Erektion langsamer als in jungen Jahren entwickelt.
Wenn früher der bloße Anblick der Partnerin für eine Erektion ausreichte, ist heute eine längere und stärkere Stimulation notwendig. Oft entstehen Erektionsstörungen auch gerade dadurch, dass Mann die Befürchtung hat, er könne die sexuellen Bedürfnisse seiner Partnerin nicht mehr vollständig befriedigen. Das allmähliche Nachlassen der sexuellen Fähigkeiten ist bei Männern aber ganz natürlich und überhaupt kein Grund zur Scham.
Indem Sie ganz offen mit Ihrer Partnerin über die Potenzprobleme sprechen, können Sie die Ängste ablegen und wieder ganz ungezwungen intim werden. Gegen Erektionsprobleme können auch Hilfsmittel eingesetzt werden. Medizinischer Ansprechpartner sollte dann ein Androloge sein.
Das wohl bekannteste medizinische Hilfsmittel ist „Viagra“. Die kleine blaue Pille kam 1998 auf den Markt und bringt Hersteller Pfitzer jährlich Milliardenbeträge ein. Aber auch natürliche Mittel wie Maca, Capsaicin, Arginin oder Safranextrakt sollen angeblich zu einem erfüllteren Sexleben im Alter beitragen.
So verändert sich der Körper der Frau
Mit Beginn der Menopause bleibt die monatliche Regelblutung der Frau aus und die Eierstöcke stellen langsam ihre Funktionen ein. So wird auch weniger Östrogen produziert, was die Scheidenschleimhaut dünner werden lässt. Viele Frauen haben jetzt mit Scheidentrockenheit zu kämpfen, welche beim Sex zu Schmerzen führen kann.
Die Libido – also die sexuelle Lust – ist von diesen körperlichen Veränderungen wenig beeinträchtigt, sondern eher von psychosozialen Faktoren abhängig. Prinzipiell bleibt bei Frauen die Lust auf Sex bis ins hohe Alter erhalten.
Dennoch kann durch die Einnahme von bestimmten Medikamenten auch die Lust auf Sex sinken. Die größte Angst von Frauen über 50 ist dabei nicht der sexuelle Akt an sich, sondern die Befürchtung, für den Partner nicht mehr attraktiv zu wirken.
Zu diesem Ergebnis kam Elisabeth Drimalla in ihrem Buch "Amor altert nicht: Paarbeziehung und Sexualität im Alter". Einige Frauen sehen die Veränderungen während der Menopause aber auch sehr positiv, denn durch das Wegfallen der Monatsblutung ist das Thema Verhütung nicht mehr von Belang, was zu neuer Freiheit und ungezwungenerem Sex führt.
Christina Graefe weiß um die alterstypischen Veränderungen und den damit einhergehenden sexuellen Bedürfnissen. „Aus biologischer Sicht ist klar, dass der menschliche Körper bei den Frauen die Produktion der Sexualhormone irgendwann zwischen dem fünften und sechsten Lebensjahrzehnt einstellt und damit deren Fortpflanzungsfähigkeit beendet.
Bei den Männern bleibt diese länger erhalten, reduziert sich aber ebenfalls deutlich und sukzessive um die Lebensmitte herum. Daraus resultiert ein Nachlassen der Libido und der sexuellen Funktionen, die ab jetzt ‚nicht mehr gebraucht‘ werden. So sehen das zumindest die Evolutionsbiologen“, erklärt die Expertin.
In der Natur ist dieser Verlust in der überwiegenden Zahl auch mit dem nahenden Lebensende verbunden. „In der Tat überleben nach bisherigem Kenntnisstand die meisten Lebewesen auf unserem Planeten den Verlust ihrer Fortpflanzungsfähigkeit nur für kurze Zeit – mit Ausnahme der Schwertwale, Kurzflossen-Grindwale und Menschen“, weiß Christina Graefe und macht auf einer weitere Besonderheit bei Menschen aufmerksam.
„Bei uns kommt eine weitere Besonderheit dazu: Das Weibchen besitzt mit der Klitoris ein Sexualorgan, das im Sinne der Fortpflanzung keine Funktion erfüllt. Es dient einzig und allein dem Lustgewinn der Frau. Man darf sich also durchaus die Frage stellen, ob Sexualität ‚von Natur aus‘ nur etwas für junge, fortpflanzungsfähige Lebewesen ist, oder ob nicht beispielsweise auch die Stigmatisierung der Lust durch Religion, gesellschaftliche Konvention und/oder andere Ideologien dazu beigetragen haben, dass ältere Menschen sich in Bezug auf Sex häufig so befangen fühlen, dass sie ihre reife Lust nicht mehr zulassen.“
Unterschiede zwischen Jung und Alt
Die körperlichen Veränderungen bringen in der Regel auch neue sexuelle Verhaltensweise mit sich. War in jüngeren Jahren oft der Leistungsgedanke beim Sex prägend, ist es im fortgesetzten Alter eher die Sinnlichkeit.
„In unseren jüngeren Jahren funktionieren die Sexualfunktionen in der Regel spontan und ohne großen äußeren Aufwand, was uns zum Beispiel die sagenumwobenen ‚Quickies‘ ermöglicht, die viele Menschen mit gutem Sex assoziieren" verrät Christina Graefe.
„In späteren Jahren ist das aufgrund der verzögerten sexuellen Reaktion nicht mehr so ohne weiteres möglich – mal ganz abgesehen davon, dass man die Liebste vielleicht auch nicht mehr so locker hochheben und auf die Anrichte schleudern kann.
Stark vereinfacht gesagt, liegt der wesentliche Unterschied zwischen jugendlicher und reifer Sexualität darin, dass wir in jungen Jahren Sex eher trieborientiert erleben, während wir später mehr Zeit haben und brauchen, um uns auf Einzelheiten der sexuellen Begegnung zu konzentrieren“, erklärt die Sexualtherapeutin.
Damit verschieben sich auch die Motive für die körperliche Liebe bei uns Menschen. „Der Orgasmus verliert allmählich an Bedeutung als alleiniges ‚Ziel‘ aller sexuellen Bemühung. An seine Stelle rückt ein umfassenderes Spektrum an sexuellen Handlungsmöglichkeiten, die ich gern unter dem Begriff ‚Intimität‘ zusammenfasse.
Das bedeutet, wenn ich mit einem anderen Menschen wirklich intim werden will, geht das nur, wenn ich mich ganz dieser Person und dem Augenblick anvertraue und dem, was daraus entstehen will. So, als würde man sich bei den Händen fassen, die Augen schließen und losrennen. Das ist jedenfalls das Gegenteil von unserem üblichen, planvollen Vorgehen beim Sex, der auf den Orgasmus fixiert ist. Wobei der natürlich nach wie vor auch willkommen ist, aber eben nur als eine von vielen Möglichkeiten“, macht Christina Graefe klar.
Sexualität beeinflusst die Gesundheit auch im Alter
Im Alter sind Krankheitserscheinungen wie Diabetes, Nerven- und Hormonstörungen leider keine Seltenheit. Hinzu kommt, dass mit Einnahme von Medikamenten, die den Bluthochdruck senken sollen, oftmals auch die sexuelle Lust sinkt. Regelmäßiger Sex im höheren Alter hat allerdings erhebliche positive Auswirkungen auf den menschlichen Körper, weiß Christina Graefe.
„Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass Sex beinahe so etwas wie ein Allheilmittel ist.“ Sie verweist dabei auf Forschungsergebnisse, die sich mit der Thematik auseinandergesetzt haben. „Nachgewiesen ist jedenfalls, dass regelmäßiger, befriedigender Sex sich positiv auf das Gesamtbefinden auswirkt, weil er hilft, Stress zu reduzieren, Blutdruck und Hormonhaushalt auszubalancieren sowie Immunsystem, Stoffwechsel, Prostatagesundheit und Gewebeelastizität zu fördern. Darüber hinaus hilft er prima gegen Kopfschmerzen und Schlafstörungen.“
Alleinstehende müssen auf diese Effekte nicht verzichten. „Singles müssen sich da übrigens nicht benachteiligt fühlen – auch schöner Sex mit sich selbst bietet dieselben gesundheitlichen Vorzüge. Der Körper macht da keinen Unterschied“, erklärt die Sexualtherapeutin.
Auch die Blutzufuhr in die Genitalien wird bei Männern durch sexuelle Kontakte verbessert. Bei Frauen hilft regelmäßiger Sex dabei, die vaginale Elastizität und die Orgasmusfähigkeit beizubehalten. Dies beugt schmerzhaftem Sex vor, der oft nach länger andauernder sexueller Inaktivität eintreten kann.
Gesund und fit im Alter
Für körperliche Veränderungen im Alter muss sich niemand schämen, sie sind ganz natürlich und gehören zum Älterwerden dazu. Trotz allem kann Ihnen ein gesunder Lebensstil mit einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung in Kombination mit viel körperlicher Bewegung und einem weitgehenden Verzicht auf Nikotin und Alkohol dabei helfen, die altersbedingten Krankheiten und Symptome abzuschwächen und sogar aufzuhalten.
Bewusst auf den eigenen Körper Acht zu geben, gibt Ihnen außerdem ein besseres Körpergefühl und steigert ihr Selbstbewusstsein – und das wird sicher auch Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin positiv auffallen. Wer die natürlichen Veränderungen im Alter akzeptiert, den eigenen Körper wertschätzt und auf einen gesunden Lebensstil setzt, bleibt attraktiv und hat eine positive Ausstrahlung. Und dies imponiert natürlich auch dem Partner oder der Partnerin.
Neben Übungen zur körperlichen Fitness im Allgemeinen, empfehlen wir Frauen im fortschreitenden Alter mit gezielten Übungen die Beckenbodenmuskulatur zu stärken. Besonders bei Frauen, die schon eine Geburt hinter sich haben, können die Muskeln des Beckenbodens überdehnt sein und das Muskeltraining hilft dabei, sie zurückzubilden. So beugen Sie einer Beckenbodenschwäche und damit auch einer Inkontinenz und Blasenschwäche im Alter vor. Außerdem steigert ein gestärkter Beckenboden die Empfindsamkeit beim Sex und kann sogar intensivere Orgasmen bescheren.
Für ein einfaches Training der Beckenbodenmuskulatur eignen sich für Frauen sogenannte Liebeskugeln – also kleine Kugeln aus Silikon, die vaginal eingeführt werden. Im Inneren der Kugeln befinden sich kleine freischwebende Gewichte, die bei Bewegung rotieren und so nebenbei die Beckenbodenmuskulatur stimulieren. Mit nur 15 Minuten am Tag kann so der Beckenboden effektiv gestärkt werden.
3 Tipps für ein erfülltes Liebesleben im Alter
1. Kommunikation als Schlüssel
Reden Sie offen und ehrlich mit Ihrem Partner über neue und veränderte Wünsche und Bedürfnisse beim Sex. Gerade wenn es bei Männern mit der Erektion nicht mehr so einfach funktioniert oder Frauen Probleme mit Scheidentrockenheit bekommen, können Sie sich auch auf andere Weise körperlich verwöhnen und sinnliche Stunden zu zweit verbringen.
Sprechen Sie ruhig auch Ihre Ängste und Befürchtungen an, die Sie unter Umständen entwickelt haben. Ein verständnisvoller Partner wird sicher ein offenes Ohr haben und gerne mit Ihnen gemeinsam nach einer Lösung suchen.
Eine offene Aussprache hilft dabei, mögliche Missverständnisse in Bezug auf das gemeinsame Sexualleben aus der Welt zu schaffen und räumt Ihnen den Weg zu neuer Intimität und Nähe frei. Auch die Sexualtherapeutin Christina Graefe rät zu einer offenen Kommunikation, „zunächst einmal: den Mund aufmachen. Niemand – egal, ob alt oder jung – muss Schmerzen beim Sex haben.
Wenn die sexuelle Begegnung darauf ausgerichtet ist, alle daran Beteiligten glücklich und zufrieden zu machen, dann sollte es kein Problem sein, Wünsche wie Unpässlichkeiten offen anzusprechen. Schließlich ist es ein bisschen wie beim Yoga – es gibt zu jeder Stellung mindestens drei genauso gute Alternativen für unterschiedliche Fitnessgrade. Mal ganz abgesehen von Hilfsmitteln wie Gleitgel, Penisringen und Humor.
Dennoch sollten bei Problemen auch gesundheitliche Beeinträchtigungen abgeklärt werden. Bei anhaltenden Beschwerden sollten Fachärzte wie Proktologen, Urologen und Gynäkologen konsultiert werden. Können organische Ursachen ausgeschlossen werden, „helfen in vielen Fällen kompetente SexualtherapeutInnen dabei, eventuelle psychische Blockaden zu lösen“, empfiehlt Christina Graefe.
2. Sinnliche Massagen
Gerade wenn es draußen wieder kälter wird und die graue Jahreszeit beginnt, können Sie mit Ihrem Partner schöne Stunden zu zweit verbringen. Bei einer sinnlichen Massage ist alles erlaubt, was dem Partner gefällt. Für die Massage eignen sich spezielle Massageöle, die sich beim Verreiben erwärmen und anregende Duftnoten versprühen. Auch mit speziellen Massagekerzen kann eine wohlige Atmosphäre geschaffen werden.
3. Sexspielzeug für Paare
Oft ist das Liebesleben einfach ein bisschen eingeschlafen. Dann ist es höchste Zeit, einmal gemeinsam etwas ganz Neues auszuprobieren. Für anregende neue Erfahrung können Sexspielzeuge, die speziell für Paare entwickelt wurden, genau das richtige sein. Längst haben diese ihren „schmuddeligen“ Ruf verloren, heute punkten Sexspielzeuge durch ästhetisches Design und überraschende Funktionalität.
„Für großes Vergnügen zu zweit sorgen zum Beispiel Paarvibratoren oder Paardildos", verrät der Sprecher des Erotikshops auf Nachfrage. „Sie sorgen sowohl beim Mann als auch bei der Frau für reizvolle Stimulierung und können so ins Liebesspiel einbezogen werden“, erläutert er. Dafür hat er auch einen Tipp: „Für die optimale Anwendung empfehlen wir immer die Verwendung von etwas Gleitmittel. Nach dem gemeinsamen Spaß können Sie die Spielzeuge ganz einfach mit speziellen Toy-Cleanern reinigen.“
Professionelle Sexualberatung- und Seminare
Oft hilft es Paaren auch, wenn sie aus einer neuen Perspektive auf Ihr gemeinsames Sexleben und auf eventuelle Probleme blicken. Das gelingt am besten mit einer fachkundigen Hilfe, die durch professionelle Sexualberatung geleistet wird.
Auch Christina Graefe hilft Singles und Paaren beim Thema Liebe und Sex. Wie sie die dabei vorgeht, erklärt sie uns auf Nachfrage.
„Zunächst einmal nehme ich die sexuelle Konditionierung der Menschen in den Blick. Für viele von uns sieht die nach jahrelanger Partnerschaft ähnlich aus: Küssen, streicheln, oral, eindringen und zack! Licht aus. Die Vorhersehbarkeit dieses Ablaufes trägt schon erheblich dazu bei, dass viele Menschen sich ‚die Mühe‘ nicht mehr machen wollen.
Dazu kommen alterstypische Aspekte wie Schamgefühle wegen der nicht mehr ganz hochglanztauglichen Figur oder dem Verlust der körperlichen Ausdauer. In einer solchen Situation kommt es vor allem darauf an, einmal die Perspektive zu wechseln: „Will ich wirklich mehr vom Selben, oder könnte es nicht auch spannend sein, etwas Neues zu entdecken?
Nach einer Phase der Trauer und des Abschiedes von ihrer ‚alten‘, nämlich jugendlichen Vorstellung von gutem Sex, machen sich viele Paare dann mit Neugier und Experimentierfreude daran, ihre ‚neue‘, altersgerechte Sexualität zu erforschen. Viele entdecken dabei die Sensitivität ihrer Körper noch einmal ganz neu.“
Von solchen Erkenntnissen weiß Christina Graefe immer wieder aus ihrer Praxis zu berichten. „‘Hätte ich ja im Leben nicht gedacht, dass du so auf Fußmassagen abfährst‘, verkündete kürzlich ein erfolgreicher Liebhaber seiner wiedererweckten Frau. Der Blick, mit dem sie ihn daraufhin bedachte, ließ keinen Zweifel daran, dass die beiden mehr erlebt hatten, als nur guten Sex – sie waren intim miteinander“, verrät die Therapeutin.
Aurorin: Lena Wilhelm / Basenio.de
Der Artikel ist am 25.03.2021 erschienen.